Made in Ennepetal: So ging Verkehrserziehung früher
Schneider-Garthe-Tafel an KVW Ennepe-Ruhr übergeben
Ein kleiner Schatz ist der Kreisverkehrswacht Ennepe-Ruhr zuteil geworden. „Stellen Sie sich vor …“ sind die Worte mit denen Christina Schildt beginnt, als sie das erste Mal davon berichtet. Was dann kommt, hört sich schon beim ersten Erzählen interessant an, wird bei näheren Nachfragen aber immer interessanter. „Wir haben von einem Polizisten aus dem Hochsauerland-Kreis eine Schneider-Garthe-Tafel geschenkt bekommen, die er bei Aufräumarbeiten im Keller der Polizei gefunden hat“, erzählt Schildt.
Stefan Kronenberg heißt der Polizist, er ist Verkehrssicherheitsberater und ahnte, was er da für ein Schätzchen gefunden hat. „Er hat überall herum gefragt und keiner interessierte sich für die Tafel. Sie stand dann einige Jahre bei ihm herum, dann ist er auf uns gestoßen“, so Schildt. Welche Verbindung zwischen dem Hochsauerland- und dem Ennepe-Ruhr-Kreis besteht? Eigentlich keine so wirklich, aber Kronenberg fand heraus, dass die Schneider-Garthe-Tafel – eine Magnettafel für den Fahrschul- und Verkehrserziehungsunterricht – von Albert Schneider entwickelt wurde. Dieser war nicht nur Fahrlehrer in Ennepetal, sondern auch in der dortigen Verkehrswacht aktiv. Auf der Homepage der VW Ennepe-Ruhr ist zu lesen, welche Verdienste der 1962 Verstorbene in dieser Zeit erworben hat.
Wegen der Pandemie hat es einige Wochen gedauert, bis die Tafel von Christina und Randolf Schildt abgeholt werden konnte. Doch nun ist sie bei ihnen zu Hause und erstmal sorgfältig begutachtet worden. „Sie ist nicht mehr in einem tollen Zustand, aber als Anschauungsmaterial reicht sie“, so Schildt, die lachend erzählt, wie sie erstmal herausfinden musste, wie alles funktioniert. Denn die Schneider-Garthe-Tafel ist erstmal eine Kiste, diese muss man öffnen, der obere Teil wird gekippt zur Tafel im unteren Teil sind Fahrzeuge und Verkehrszeichen aus Metall sowie die Magnete, mit denen alles auf der Tafel gesetzt werden kann. „Sogar Kreide ist noch dabei“, sagt Schildt. Und das „Begleitheft für die Hand des Erziehers“. Diesem ist zu entnehmen, dass die Verkehrsunterrichtstafeln im „Auftrage des Ministers für Wirtschaft und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit der Esso AG“ herausgegeben wurde und aus dem Jahr 1951 stammt. „So viel ich weiß, waren die Tafeln aber schon in den 40er Jahren im Einsatz. Und auch bei unserem Exemplar sind Pferdefuhrwerke dabei“, sagt Schildt. Nach einer ausführlichen Erklärung zur Verwendung der Tafeln, werden in dem Begleitheft Beispiele genannt, wie diese eingesetzt werden können. Anhand der dazugehörigen Autos, Laster, Verkehrsschilder, die mit Magnet auf die Tafel gepinnt werden können, konnte vieles veranschaulicht werden.
Erstmal halten die Schildts, die beide schon seit Jahrzehnten in der Verkehrswacht aktiv sind, nun das geschenkte Stück bei sich. „Wir überlegen schon, was wir mal damit machen. Vielleicht in Fahrschulen zeigen, wie Verkehrserziehung früher aussah“, denkt Christina Schildt laut nach.
Die Recherchen zum Thema gestalten sich aktuell etwas schwierig. „Ich bleibe da dran, vielleicht finden sich in Archiven weitere Infos“, sagt Christina Schildt. Aktuell muss sie mit den wenigen Infos vorlieb nehmen, die sie hat. „Natürlich habe ich schon gegoogelt, aber wirklich fündig bin ich da auch nicht geworden“, sagt sie. Nur auf eine veraltete Ebay-Kleinanzeige ist sie gestoßen. Da wurde eine gut erhaltene Schneider-Garthe-Tafel für 1.100 Euro angeboten. Ein echter Schatz halt!